Asbestbelastungen unter Tage
Oftmals wird bestritten, dass unter Tage Asbestbelastungen bestanden haben.
Das Gegenteil erweist sich aber als richtig.
Kupplungen mit asbesthaltigen Reibelägen finden sich beispielsweise an Lokomotiven und dieselgetriebenen Einschienen Hängebahnen im Steinkohlenbergbau unter Tage.
Eine weitere Gefährdung ging von so genannten Kupplungsbändern aus, die asbesthaltig waren.
Schrapper, also Lademaschinen mit einem Kübel als Ladegefäß, bei denen der Kübel mit einem Stahlseil hin und her gezogen wurde, kamen im sogenannten Streckenvortrieb zum Einsatz.
Die Umlenkung erfolgte hierbei durch zwei asbesthaltige Kupplungsbänder, von denen eines gespannt und eines entspannt wurde.
Diese Kupplungsbänder waren einem starken Verschleiß ausgesetzt.
Hieraus erfolgten für die Schrapper Bediener Asbestbelastungen.
Auch beim Wechseln von Bremsbändern aus Asbest durch Maschinenhauer kam es zu einer Asbestfaserbelastung.
Weiter gab es Bremsbeläge beispielsweise bei Bandanlagen.
Bei Notabbremsungen, die dann zu Überschüttungen führten, wurde über eine Bremsanlage ein sofortiger Stillstand herbeigeführt.
Der Wechsel dieser Bremsbeläge führte gleichfalls zu Asbestbelastungen und wurde in der Regel durch Maschinenhauer durchgeführt.
Das Abbremsen mit der Bremsanlage war ein relativ seltener Vorgang, der dann aber durchaus zu Asbestbelastungen unter Tage auch führte.
Aber auch im Rahmen der Grubenwehr kam es zu Asbestbelastungen.
Bis in die achtziger Jahre hinein wurden sogenannte dir Diaphragmen aus Asbest eingesetzt.
Eine weitere Asbestquelle unter Tage entstand im Rahmen der Elektrowartung.
Schaltschränke und Schaltcontainer waren unter Tage mit Silica Asbest oder Eternit wegen des Funkenfluges ausgekleidet.
Obwohl die Schaltschränke und Schaltcontainer mit Gummilippen relativ dicht gegen das Eindringen von Staub geschützt waren, kam es dennoch dazu, dass Staub in diese Container und Schränke eingedrungen ist, der dann sedimentierte.
Änderungen im Bereich der Einbauten durch das Bohren von Löchern und Ähnlichem führten zu weiteren Asbestbelastungen.
Eine weitere Asbestbelastung ging von asbesthaltigen Masken unter Tage aus.
Bis Mitte der achtziger Jahre wurden von Walzladerfahrern und Teilschnittmaschinenfahrern Gummihalbmasken getragen.
Diese waren mit einem Filtertuch bespannt.
Die Masken wurden nach der Schicht in der Lampenstube gereinigt, getrocknet und neu bespannt, so dass sie für den nächsten Arbeitstag wieder zur Verfügung standen.
Das Filtertuch bestand hierbei aus einem Asbestdiaphragma, das beidseitig mit Filtermaterial beflockt war.
Eine Asbestbelastung ging hierbei vom Zuschneiden des Filtertuchs in der Lampenstube aus und beim Tragen der Maske.
Außerdem waren Asbestbelastungen in Schaltkästen bis zum Schluss anzutreffen.
Denn alte Geräte unter Tage konnten nur mit asbesthaltigen Materialien für Funkenlöschkammern ausgekleidet werden, und zwar bis weit in die 2000er Jahre hinein.
Von daher müssen bei asbestbedingten Erkrankungen im Bergbau besonders sorgfältige Ermittlungen erfolgen.
Es trifft einfach nicht zu, dass unter Tage Asbest nicht zum Einsatz gekommen wäre.
Das Gegenteil ist erwiesen.
Rolf Battenstein
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Sozialrecht